Haushaltsberatungen
2010: Freiwilliges Harakiri beim Kreis Coesfeld?
(Februar 2010)
Sehr geehrte Damen und Herren,
ursprünglich hatte der Kreis Coesfeld gelpant, durch eine
Erhöhung der
Kreisumlage
seinen Haushalt auszugleichen. Doch die Bürgermeister der
Städte und Gemeinden des Kreises liefen Sturm, da sie selbst z.T.
erhebliche Probleme bei der Aufstellung ihrer Haushalte zu
bewältigen haben (so z.B. die Stadt Dülmen, die es geschafft
hat, mit einem Mal die komplette
Ausgleichsrücklage
aufzuzehren und in die
Haushaltssicherung
zu kommen).
Die Bürgermeister hatten Erfolg. Der Kreis verzichtet nun auf die
ursprüngliche Erhöhung der Kreisumlage. (Bei der Stadt
Coesfeld wird diese Senkung
satte 612.800 € an Ersparnis im Rahmen der
Ergebnisrechnung ausmachen).
Doch der Kreis Coesfeld begeht mit dieser Entscheidung ein
haushaltspolitisches Harakiri:
- Der Kreis Coesfeld hat nur eine geringe Ausgleichsrücklage
in Höhe von knapp 2,2 Mio. €. Angesichts der Senkung der
Kreisumlage wird die Ausgleichsrücklage bereits zum Ende dieses
Jahres vollständig aufgebraucht sein. Auch ohne genauer
nachzurechnen, ist eines klar: Die jährlichen Verluste des Kreises
lägen unter diesen Bedingungen auch in den nächsten Jahren
aufgrund der vorgelegten Haushaltsdaten deutlich im sechsstelligen
Bereich!
- Schon 2011 müsste die allgemeine
Rücklage angegriffen werden. Die allgemeine Rücklage des
Kreises ist jedoch sehr dünn (knapp 4,4 Mio. €). Da pro Jahr aber
höchstens etwa 220.000 Euro (5 % der allg. Rücklage pro
Jahr!) abgeschmolzen werden dürften, heißt das mit 100-%iger
Sicherheit: Haushaltssicherung ab dem
kommenden Jahr 2011!
(Die Bilanz und die Ergebnisrechnung des Kreises vgl. auf der
Internetseite des Kreises -
dort bitte mit den Suchbegriffen "Eröffnungsbilanz" und "Haushalt
2010" recherchieren).
Daraus wiederum ergeben sich folgende Konsequenz:
Mit der Haushaltssicherung kommt
zwangsläufig
im Jahr 2011 die
erneute
Erhöhung der Kreisumlage auf das alte Niveau oder
vielleicht sogar darüber hinaus. Die Unvermeidbarkeit ergibt sich
aus § 56 (1) der nordrheinwestfälischen Kreisordnung, in der
klar vorgeschrieben ist:
- “Soweit die
sonstigen Erträge eines Kreises die entstehenden Aufwendungen
nicht decken, ist eine Umlage nach den hierfür geltenden
Vorschriften von den kreisangehörigen Gemeinden zu erheben.”
Der Kreis wird in der Haushaltssicherung also dazu
verpflichtet sein, die Kreisumlage
zu erhöhen - es sei denn, die Kreisverwaltung schafft aus eigener
Kraft, Aufwendungen in Millionenhöhe zu reduzieren ...
Für die Stadt Coesfeld
heißt das: Ab nächsten Jahr müssen wir uns wieder
darauf einstellen, dass eine um mindestens 612.800 € höhere
Kreisumlage die Ergebnisrechnung belastet.
Offenbar will sich Landrat Püning und die große politische
Mehrheit im Kreistag aus der politischen Verantwortung stehlen. Mit der
Senkung der Kreisumlage im laufenden Jahr soll noch einmal ein kurzes
öffentlichkeitswirksames Strohfeuer angefacht werden (Motto:
“Wir nehmen Rücksicht auf die
notleidenden Gemeinden.” ), um dann “vor der Wand” zu enden.
Damit kapituliert die Politik vor der schweren Aufgabe, den eigenen
Haushalt zu sanieren. Sehenden Auges fahren sie den Haushalt in die
Haushaltssicherung, um die Verantwortung der Aufsichtsbehörde
zuzuschustern. Der einzige Unterschied zu heute: DANN werden sie so
tun, als hätten sie von nichts gewusst (
“Wir haben es ja nicht gewollt; es ist ja
die böse Aufsichtsbehörde, die uns nun die Erhöhung
vorschreibt”).
Ihre
FDP-Stadtratsfraktion