Windkraftsuchgebiet
Goxel/Klye: Keine Abstimmung über
Bürgeranträge
(September
2012)
Lesen Sie hierzu auch die
Verlautbarungen aus der Anliegerschaft in Goxel:
www.goxel.de
|
Sehr geehrte Damen und Herren,
Klar und deutlich hatten 94 Anlieger ihre Eingabe formuliert,
und entsprechend klar und deutlich lautete der
Beschlussvorschlag, die aufgrund der Bürgereingabe dem Rat
auf seiner letzten Sitzung vorlag (Ratsvorlage mit dem
Aktenzeichen 120/2012/1; Sitzung vom 26.09.2012):
- Suchraum 1 Goxel/Klye sollte als für Windräder
"nicht geeignet" klassifiziert werden,
- ersatzweise sollte der Vorsorgeabstand zu
Wohngebäuden auf die 3-fache Windkraftanlagenhöhe
(Nabenhöhe + halber Rotordurchmesser) festgelegt
werden.
Doch der Anliegerantrag kam nicht zum Zuge - er wurde von
Bürgermeister Öhmann erst gar nicht zur Abstimmung
gestellt.
Statt dessen befand der Stadtrat über das, was einzelne
politischen Gruppen als mehr oder weniger konsequente
Änderungsanträge formuliert hatten.
- Der Antrag, der dem Anliegerantrag am Nahesten kam, war
zweifelsohne der von Aktiv für Coesfeld (Inhalt:
vorläufige Herausnahme des Suchgebietes Goxel/Klye,
solange der geforderte "Konsens" nicht erzielt ist). Doch
nur AfC und FDP gaben ihre Stimme für diesen Antrag.
- Es folgte ein CDU-Antrag, der entsprechend der
Anliegerforderung die 3-fache Anlagenhöhe als
Vorsorgeabstand zu Wohngebäuden festschreiben wollte.
Allerdings sollte gleichzeitig festgeschrieben werden, nur
noch die Anlieger, die innerhalb dieser Grenzziehung
wohnten, an einem Konsens zu beteiligen.
Während wir dem AfC-Antrag noch unsere Zustimmung geben
konnten, war uns eine Zustimmung zu dem CDU-Antrag nicht mehr
möglich. Schließlich war der Bürgerschaft
versprochen worden, einen "Bürgerwindpark" zu errichten,
bei dem der Konsens mit den dortigen Anliegern gesucht werden
sollte. Die Einschränkungen des CDU-Antrag hätte
jedoch bedeutet, dass je nach dem, wie Zirkel und
Zentimetermaß auf der Landkarte angesetzt werden, Anlieger
des betroffenen Gebietes aus der Beteiligung gedrängt
werden könnten.
Politisch: eine Farce
/ wirtschaftlich: herausgeschmissene Steuergelder?
Die Stellungnahme, die die Stadtverwaltung zu dem oben
erwähnten Bürgerantrag abgab, offenbart die
Fragwürdigkeit des ganzen Verfahrens. Dem Bürgerantrag
(Herausnahme des Gebietes Goxel/Klye aus der Liste der
möglichen Suchgebiete), so die spitzfindige Formulierung,
könne (!) gar nicht zugestimmt werden! Der Grund: Mit
eiunem solchen Beschluss würde ein Teilraum "aus
städtebaulichen Gründen" aus dem Verfahren
herausgenommen, und "das ist nicht möglich" (vgl. S. 1/4
der Vorlage 120/2012/1).
Soll das etwa im Umkehrschluss heißen: Der Stadtrat "darf"
nur dem
zustimmen, was die Verwaltung zuvor ausgearbeitet hat? ... Diese
Überspitzung mag auf den ersten Blick übertrieben
wirken, doch sie entlarvt einen offenbar vorliegenden tiefen
Mangel an dem ganzen Verfahren:
- Wo die Stadt lediglich die Aufgabe hat, gesetzliche
Vorschriften auszuführen (z.B. Entscheidungen über
Bauvorhaben etc. auf Grundlage eindeutiger Regelungen des
Baugesetzbuches), hat die Stadtpolitik (Stadtrat und aktive
Bürgerschaft) keinen
keinen eigenen Entscheidungsspielraum mehr.
- Warum also wird viel
Verwaltungsarbeit verschwendet, warum Bürgerschaft und
Stadtrat umständlich in ein Verfahren einbezogen, wenn
es unterm Strich ohnehin nichts "politisch zu lenken" gibt?
Politische Lenkungsphantasien
Bleiben noch die hehren Ziele des "Landfriedens" und der
"örtlichen Wirtschaftsförderung", die mit dem Projekt
"Bäuerliche Bürgerwindparks" verbunden sind ...
Erstes Kalkül bei dieser Herangehensweise war die
Erwartung, über solche Bürgerwindparks möglichst
erst
keinen Protest vor Ort
entstehen zu lassen. Wo "alle an einem Strang ziehen", wo
Anlieger an den Windrädern beteiligt sind, so die
Überlegung, ist einem möglichen Widerstand bereits im
Vorfeld der Wind aus den Segeln genommen.
Ein weiterer Aspekt lag darin, mit der Gründung von
Bürgerwindparks
örtlich
ansässige Unternehmen zu schaffen, die ihre
Gewerbesteuer voll und ganz in Coesfeld entrichten. "Böse
fremde Investoren", die ohnehin "nur Geld verdienen" wollten,
wäre auf diesem Weg der Zugang versperrt.
Es mag durchaus sein, dass der eine oder andere
Kommunalpolitiker oder auch der eine oder andere Bauernvertreter
einer Gemeinschaftsideologie anhängt, die er nun gern in
die Praxis umsetzen möchte. Wenn die CDU also im Sinne
ihrer Gründungsväter "christlichen Sozialismus"
einführen möchte ... bitte schön! Dann mag sie
als Partei oder über ihnen nahestehende Organisation
dafür werben!
Für die politische Umsetzung gilt jedoch: Es ist
überhaupt nicht die
Aufgabe einer Gemeinde, ihre Bürger dahingehend zu
beeinflussen oder ihnen gar vorzuschreiben, ob und wie sie ein
Unternehmen zu gründen und mit welchem Geschäftsmodell
zu führen haben. Auch darf sie anderen Personen nicht die
Möglichkeit verschließen, in unserer Stadt
unternehmerisch tätig zu werden, nur weil sie vielleicht
aus einer anderen Gemeinde kommen.
Alles das liegt ausschließlich in den Händen und in
der Verantwortung der jeweiligen Bürger -
schließlich haben wir in ganz
Deutschland das Recht auf Freizügigkeit und freie
Entscheidungen! Kein Wunder also, dass in Goxel mit
dermaßen vielen interessierten Anliegern das Projekt einer
großangelegten
"Bürger-und-Bauern-Produktionsgenossenschaft" in die Irre
gehen musste.
Ihre FDP-Stadtratsfraktion