Stevede:
Zukunftsprojekt "Quarzsandabbau"
(April 2011)
Sehr geehrte Damen und Herren,
der
Sand,
der sich unter der Steveder Ackerkrume im Bereich "Wahlers
Venn" verbirgt, ist ein gefragter Rohstoff. Verschiedene Arten von Glas
lassen sich daraus herstellen, ebenso Formen für
Gießereihandwerk und -industrie. Aufgrund der Qualität, die
in Stevede angetroffen wird, erwägt die Firma Wolff &
Müller Baustoffe GmbH den Abbau des Sandes.
Zweifelsohne ist ein solcher Sandabbau ein erheblicher Eingriff in
Natur und Landschaft. Auch 14 landwirtschaftliche Betriebe sowie ein
Modellflugplatz wären von dem Abbauprojekt betroffen. Die
schwierige Aufgabe besteht nun darin, eine sachgerechte Abwägung
zu treffen:
- Überwiegt der volkswirtschaftlichen Nutzen, der sich aus dem
Abbau des Quarzsandes ergäbe? Schließlich möchte kaum
jemand auf die Segnungen der modernen Zivilisation verzichten!
- Oder sind die berechtigten Interessen der betroffenen Menschen
sowie die Belange des Landschafts- und Naturschutzes höher zu
gewichten?
Der augenblickliche
Planungsstand
(April 2011)
Nachdem durch Probebohrungen die hohe Qualität des
Steveder
Quarzsandes festgestellt wurde, hat die Wolff & Müller
Baustoffe GmbH ihr Interesse an einem Abbau des Sandes bekundet.
Derzeit wäre eine Genehmigung noch nicht möglich, da der
derzeit gültige Regionalplan (Teilabschnitt Münsterland)
für das fragliche Gebiet Agrarbereiche, Erholungsbereiche und
Bereiche zum Schutz des Grundwassers ausweist. Der
Flächennutzungeplan der Stadt Coesfeld weist die fragliche
Fläche als landwirtschaftliche Fläche aus. Zudem liegt die
Fläche im Bereich des Landschaftsplanes Coesfelder Heide -
Flamschen, der an dieser Stelle den "Erhalt einer alten
Kulturlandschaft" einschließlich der vorhandenen Tier- und
Pflanzenwelt zum Ziel hat.
Doch die Pläne können geändert werden, um den Sandabbau
zu ermlöglichen. So hat die Bezirksregierung Münster bereits
mitgeteilt, dass
"kein absolutes
Ausschlusskriterium für die
beantragte Abgrabung erkennbar ist" (Zitat aus den Unterlagen
zur
Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planen und Bauen vom
06.04.2011). Die Aufnahme eines Abbaugebietes könne im Zuge der
Fortschreibung des Regionalplanes erfolgen. Anschließend
könnte Coesfeld seine örtlichen Planfestlegungen ändern
und dem Quarzsandabbau die Tür öffnen.
Das Projekt
Insgesamt erstreckt sich das Interesse auf eine Fläche von bis zu
160 ha, die in einem Zeitraum von etwa 70 Jahren abgebaut werden
könnte. Der Abbau würde schrittweise erfolgen (vgl.
nebenstehende Skizze). Die baulichen Anlagen, die zur Gewinnung,
Aufbereitung, Trocknung und Weiterverarbeitung der Sande erforderlich
sind, würden eine Höhe von ca. 27 Metern erreichen und in
erster Linie im Südosten der Fläche errichtet werden. Das
Areal würde mit umlaufenden Lärm- und Sichtschutzwällen
eingefasst, die schon deswegen erforderlich sind, weil an zwei Stellen
der Abstand zur nächstgelegenen Bebauung (Hofanlage mit Wohnungen)
weniger als 100 Meter beträgt.
Neben der hohen Qualität der dort anzutreffenden Sande wird auch
die verkehrsgünstige Lage hervorgehoben. In nur einem Kliometer
Entfernung befindet sich die Bundesstraße B 67 bzw. B 67N
(ehemalige Landesstraße L 600) mit schneller Anbindung an das
Autobahnnetz.
Abzuwägende
Interessen
Neben den wirtschaftlichen Interessen des am Abbau interessierten
Unternehmens besteht auch ein allgemeines Interesse an dem
Quarzsandabbau. Der gewonnene Rohstoff ist in der Industrie vielseitig
verwendbar und somit von volkswirtschaftlichem Interesse.
Demgegenüber stehen jedoch eine Reihe von negativen Auswirkungen,
die genauso gründlich erkannt und abgewogen werden müssen:
- Da im Umgebungsbereich bereits Bodendenkmälter festgestellt
wurden, könnte es sein, dass auch auf der vorgesehenen
Abbaufläche entsprechende Funde anzutreffen sind. Für diesen
Fall wären Lösungen zu finden, wie die Bodendenkmäler
erhalten bzw. anders gesichert werden könnten.
- Insgesamt 14 landwirtschaftliche Betriebe wären von dem
Quarzsandabbau betroffen. Unabhängig von Eigentumsfragen muss
berücksichtigt werden, dass einige Betriebe aufgrund des
Flächenverlustes nicht mehr wirtschaftlich fortgeführt werden
könnten. Lösungen könnten mit einem
Flurbereinigungsverfahren herbeigeführt werden.
- Der umfangreiche Eingriff in die Landschaft und die z.T. hohen
baulichen Anlagen würden das Orts- und Landschaftsbild und damit
Naherholungspotential erheblich beeinträchtigen. Auch "Landschaft"
ist ein schützenswertes öffentliches Gut! Die
Beeinträchtigungen durch den Abbau könnten durch
entsprechende Auflagen für den Abbau und die spätere
Rekultivierung gemildert werden. (Eine bereits vorgestellte Idee zur
Rekultivierung ist die Anlage eines großen Sees, der in etwa 70
Jahren unseren Enkeln und Urenkeln zur Verfügung stehen
könnte - vgl. untenstehende Skizze).
- In unmittelbarer Nähe zum geplanten Abbaugebiet befinden
sich einige Höhe und Wohnanlagen. Auch die Rechte dieser Anlieger
bezüglich der drohenden Belastung durch Lärm, Staub usw. sind
zu berücksichtigen!
- Auch der Modellflugclub Coesfeld e.V. wäre durch den
geplanten Abbau in seinen Rechten beeinträchtigt. Die
Anflugschneise des Modellflugplatzes wäre sehr stark
beeinträchtigt, so dass die Nutzung des jetzigen
Modellfluggeländes insgesamt in Frage gestellt wäre.
Die Haltung der FDP
Derzeit befinden sich die Planungen in einem Vorstadium. Bevor die
bestehenden örtlichen und regionalen Pläne geändert
werden und dem entsprechend eine Abbaugenehmigung erteilt werden kann,
müssen zunächst die Fakten geklärt und das Für und
Wider abgewogen werden. Solange diese Klärung noch nicht
abgeschlossen wurde, macht es keinen Sinn, bereits jetzt eine
Entscheidung für oder gegen einen Quarzsandabbau in Stevede zu
treffen.
Wir werden also zunächst abwarten und die Fakten zur Kenntnis
nehmen!
Ihre
FDP-Stadtratsfraktion