Das Land schöpft
ab - Coesfelds Sturz in die roten Zahlen
(Dezember 2010)
Sehr geehrte Damen und Herren,
erst vor wenigen Tagen - es war die Ratssitzung vom 22.12.2010 -
hat
Bürgermeister Öhmann den Haushalt für 2011 eingebracht.
Damit verbunden war der Beschluss, die Gemeindesteuern
(Grundsteuern A
und B, Gewerbesteuer) drastisch zu erhöhen.
Doch schon jetzt - nur weniger Tage
später! - ist der Haushalts-
entwurf nichts mehr wert. Der
Grund:
Am 30.12. teilte das
nordrhein-westfälische Innenministerium
Zahlen mit, mit denen
niemand gerechnet hatte - die
"Erste
Modellrechnung" zur
Berechnung der Zuweisungen des Landes an die
Kommunen
für das Jahr 2011.
Haushaltsentwurf 2011 - schon
jetzt Makulatur
Für die Berechnung der Zuweisungen, die das Land an seine
Kommunen
gibt, hatte das Land die Berechnungsgrundlage
geändert. Das
Ergebnis sieht für die meisten Gemeinden des
Münsterlandes
niederschmetternd aus. Beihnahe flächendeckend
werden die
Zuweisungen radikal zusammengestrichen.
Die Stadt Coesfeld träfe es nach dieser "Ersten Modellrechnung"
sehr hart. Die Landeszuweisungen würden im Vergleich zum Vorjahr
fast um die Hälfte zusammengestrichen, bei den
Schlüsselzuweisungen (kommunaler Anteil am Steueraufkommen des
Landes) müsste Coesfeld gar einen Einschnitt um fast 60 %
hinnehmen. Da hilft es nichts, dass unserer Kämmerer bereits einen
leichten Rückgang der Schlüsselzuweisungen von knapp 10 Mio.
Euro auf 8 Mio. Euro in seinen Prognosen berücksichtigt hatte.
In Euro ausgedrückt sieht die Rechnung wie folgt aus:
- Anstelle von etwa 8 Mio. €, mit denen unser Kämmerer den
neuen Haushaltsentwurf 2011 kalkuliert hatte, bekäme Coesfeld vom
Land nur 4,1 Mio € an
Schlüsselzuweisungen. Somit
fehlten in der
Ergebnisrechnung satte 4 Mio. €.
- Zusätzlich streicht das Land auch andere Zuweisungen
(insbesondere Schulpauschale und Investitionspauschalen) zusammen.
(Eine genaue Bezifferung ist hier allerdings nicht möglich, weil
weder der aktuelle Haushaltsentwurf noch die Haushaltsbücher der
vergangenen Jahre genaue Informationen liefern).
Fazit:
- Nach dem bisherigen Stand der Dinge muss Coesfeld damit rechnen,
im kommenden Jahr ein um mindestens vier Millionen Euro höheres
Defizit
zu verkraften.
Wer anderen in die Kasse greift ...
Die Landesregierung begründet ihre Neuberechnung der Zuweisungen
damit, sie müsse die sozialen Lasten der Kommunen
berücksichtigen und sie zwischen den Städten und Kommunen
gerechter verteilen.
Eines ist unzweifelhaft richtig: Schon seit langem bürdet die
"große Politik" den Städten und Gemeinden die Lasten des
Sozialstaates auf, ohne ihnen dafür einen gerechten Ausgleich zu
geben. Ein Beispiel sind Sozialleistungen, die bedürftige Rentner
von ihrer Kommune erhalten. So richtig und wichtig es ist, das
Existenzminimum
eines Rentners zu sichern - es ist eine landesweite Aufgabe der
Sozialpolitik und keine Aufgabe der Kommunalpolitik! Zudem steigt Jahr
für Jahr die Zahl der alten Menschen - auch
für diese Entwicklung hat die Kommunalpolitik keinerlei
Zuständigkeit! Dennoch müssen Städte und Gemeinden
für diese Kosten aufkommen, obwohl sie auf "höherer Ebene"
beschlossen wurden.
Doch die rot-grüne Landesregierung verfolgt alles andere als das
Ziel, dieser Ungerechtigkeit abzuhelfen. Vielmehr geht es ihr um eine
schlichte Umverteilung: Bei den Städten und Gemeinden, denen
es noch nicht ganz so schlecht geht, soll ein satter Batzen an Geld
abgezwackt werden, um es den "wirklich notleidenden" Kommunen zu
geben. Oder anders ausgedrückt:
Die
"richtigen
Pleitiers"
in
den
Rathäusern
unseres Landes sollen auch mal wieder etwas Geld
ausgeben dürfen ...
Vor diesem Zusammenhang
dürfen wir nicht vergessen, dass die neue
Landesregierung zusätzlich aktiv dabei ist,
neue Rekordschulden
für unser Land aufzuhäufen. Wo die christlich-liberale
Koalition mit viel Mühe Eionsparungen durchgesetzt hatte (z.B.
durch Personaleinsparungen in aufgeblähten Verwaltungsapparaten),
haben SPD und Grüne das Steuer wieder herumgerissen und für
einen Anstieg der Landesausgaben gesorgt - Ausgaben, die zunächst
auf Pump finanziert werden (vgl. nebenstehende Grafik), aber am Ende
vom Bürger bezahlt werden müssen!
Für
die Zukunft müssen
(!) wir das Schlimmste befürchten!
"Spare
in
der
Not
..."
"In der Zeit" zu sparen ...
das hat auch die Coesfelder Kommunalpolitik
in der Vergangenheit versäumt! Dennoch ist es ärgerlich, nun
dafür zahlen zu müssen, dass andernorts in viel
größeren Maße unvernünftig gewirtschaftet wurde.
Doch der dreiste Griff des Landes in die Finanzausstattung unserer
Stadt hat
vielleicht ein Gutes: Nun, wo plötzlich weitere Millionen in der
Stadtkasse fehlen, wird es hoffentlich möglich sein, den Blick auf
das
Wesentliche zu lenken. Und das heißt:
Unsere Stadt muss lernen,
konsequent zu sparen!
Auch bei den zurückliegenden Bemühungen, den Coesfelder
Haushalt zu konsolidieren, hatte sich immer wieder die Frage
aufgedrängt, inwieweit die "Spar-"Vorschläge der
Verwaltungsspitze oder einzelner Parteifraktionen überhaupt ernst
gemeint waren. Einerseits ging es häufig um Kleckerbeträge,
und
andererseits stand (und steht immer noch) die beharrliche Weigerung
unserer Verwaltungsspitze, das "Eingemachte" offenzulegen, um daran zu
sparen (Senkungen von Standards im Bau- und Planungsbereich, Vorgaben
für interkommunale Zusammenarbeit, Möglichkeiten weiterer
Personaleinsparungen usw.).
Statt dessen haben Verwaltungsspitze und politische Mehrheit (CDU / SPD
/ GRÜNE) versucht, mit einer "maßvollen Steuererhöhung"
das Finanzproblem zu lösen - und echte Sparbemühungen auf den
Sankt-Nimmerleis-Tag zu verschieben.
Nun gibt es kein Ausweichen mehr
- nun müssen (!) Millionen
eingespart werden. Und das erreicht man nicht, indem über
ein paar
hundert Euro hier und ein paar tausend Euro da lange Diskussionen
geführt werden.
(zu den Sparvorschlägen der FDP Coesfeld:
hier
"klicken").
Ihre
FDP-Stadtratsfraktion