Haushaltsberatungen
2010: Coesfeld muss massiv sparen!
(Februar 2010)
Sehr geehrte Damen und Herren,
spätestens mit dem Entwurf zum Haushalt 2010, den Bürger-
meister Öhmann Ende des vergangenen Jahres dem Stadtrat
zur Beratung eingebracht hat, ist klar:
Es brennt im städtischen Haushalt.
Das gerade abgeschlossene Haushaltsjahr wird wahrscheinlich
mit einem Verlust in Höhe von 4,1 Mio € abschließen.
Für das
laufende Jahr 2010 wurde zunächst ein Verlust von 5,5 Mio €
angesetzt. Insgesamt ging die Stadtverwaltung von folgender
Entwicklung der städtischen Verluste aus:
- 2009: Verlust von 4,1 Mio. €
- 2010: Verlust von 5,5 Mio. €
- 2011: Verlust von 7,0 Mio. €
- 2012: Verlust von 5,8 Mio. €
- 2013: Verlust von 4,9 Mio. €
Nachdem die FDP in den internen Diskussionen massiv darauf
hingewiesen hat, dass sie diese schlechten Zahlen nicht akzep-
tieren wird, legte die Stadtverwaltung zwei Wochen vor der end-
gültigen Haushaltsverabschiedung neue Zahlen vor. Demnach
könnte der städtische Verlust im Jahr 2010
nur noch 4,4 Mio €
betragen.
Doch die Zahlen sehen weit schöner aus als sie in Wirklichkeit
sind. Das kurzfristige Herabsetzen des Ansatzes um stolze 1,1 Mio € war
insbesondere nur deswegen möglich, weil der Kreis Coesfeld
überraschend angekündigt hat, die Kreisumlage
deutlich zu senken. Doch schon im nächsten Jahr ist davon
auszugehen, dass die Kreisumlage wieder deutlich erhöht wird -
vielleicht sogar auf einen höheren Stand, als sie vorher lag! Der
Grund:
Der Kreis Coesfeld wird schon
im nächsten Jahr "pleite" und damit in der Haushaltssicherung sein!
(vgl.
Nebenbeitrag:
Freiwilliges
Harakiri des Coesfelder Kreistages?)
Doch auch die jüngsten, optimistisch geschönten
Haushaltsdaten sprechen eine deutliche Sprache:
Auch mit den heruntergerechneten
wahrscheinlichen Verlusten wird die Stadt Coesfeld im Jahr 2011 seine
Ausgleichsrücklage aufbrauchen. Ab dem Jahr 2012 wird die
allgemeine Rücklage der Stadt angegriffen - und wenn vorraussehbar
ist, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils mehr als 5 % der
allgemeinen Rücklage in Anspruch genommen wird, gilt der
städtische Haushalt als notleidend und die Stadt kommt in die
Haushaltssicherung.
Die drohenden Folgen für den
Bürger
Die Haushaltssicherung ist so etwas wie ein
"städtisches Insolvenzverfahren".
Kommt
die
Stadt
in
diese Lage, wird sie nur noch bedingt Herrin über
ihre Finanzen
sein. Vielmehr wird die Konsolidierung des Haushaltes im Mittelpunkt
aller Anstrengungen stehen - und wenn den Verantwortlichen nicht
gelingt, die Aufwendungen um die erforderlichen Millionenbeträge
zu vermindern, wird die Aufsichtsbehörde darauf drängen, die
“Ertragslage zu verbessern”.
Für die Bürger bedeutete das:
Die
Stadt
würde
angewiesen
werden,
ihre Steuern (Grundsteuer A und B, Gewerbesteuer)
zu erhöhen, um den Haushalt auszugleichen. § 77
der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung schreibt
bezüglich der
"Grundsätze
der Finanzmittelbeschaffung" unbarmherzig folgenden
Finanzierungsweg vor:
- "Sie [die Gemeinde] hat die zur Erfüllung ihrer Aufgaben
erforderlichen Finanzmittel
- 1.soweit vertretbar und geboten aus speziellen Entgelten
für die von ihr erbrachten Leistungen,
- 2. im Übrigen aus Steuern
zu
beschaffen, soweit die sonstigen Finanzmittel nicht ausreichen."
Diese Entwicklung will die FDP
verhindern.
Schon heute sind die
Probleme
bekannt, also muss
schon heute gehandelt werden, um
der
Haushaltssicherung zuvor zu kommen. Konkret fordern wir:
-
Keine
Wiederbesetzung freiwerdender Stellen
in der Stadtverwaltung, keine Neueinstellungen,
bis der Haushalt konsolidiert ist!
Angesichts der bedrohlichen Lage, in der sich die städtischen
Finanzen befinden, muss auch von unserem
Personal erwartet werden, dass es die Konsolidierungs-
bemühungen unterstützt.
- Die
Aufwendungen
für
Sach-
und
Dienstleistungen müssen
heruntergefahren
werden. Die
städtischen Ressourcen müssen
so kostenbewusst wie nur möglich beschafft und eingesetzt werden.
Die FDP hat nachgerechnet: Insgesamt muss es gelingen, jährlich
mindestens zwei Millionen €, besser noch drei Millionen
Euro einzusparen -
die Stadt hat
keine andere Wahl, wenn der Haushalt
konsolidiert werden soll! Politik und Verwaltung müssen im
Rahmen
eines
Masterplanes den
Schulterschluss suchen, um die schwere Aufgabe
zu stemmen.
Doch CDU und SPD wollen davon nichts hören, die Stadtverwaltung
wiegelt ab und die AZ berichtet erst gar nicht. Man muss den Eindruck
haben, dass die Verantwortlichen in Wirklichkeit die Haushaltssicherung
herbeisehnen. Denn dann bekämen sie die Erhöhung der Gewerbe-
und Grundsteuer “von oben verordnet”, und dann wäre wieder genug
Geld zum ausgeben da ...
Scheindiskussionen um
"Sparvorschläge": Der unerträgliche Populismus von Pro
Coesfeld
In die Diskussion um die städtischen Finanzen hat sich auch die
Wählergemeinschaft Pro Coesfeld öffentlichkeitswirksam
eingebracht. 900.000 €, so die Ankündigung in der Allgemeinen
Zeitung vom 16.02.2010, wolle Pro Coesfeld einsparen.
Doch die Sparvorschläge sind insgesamt schlecht durchdacht. Sie
reichen von Vorschlägen, auf Sanierungsmaßnahmen an der
Bahnhofsallee in Lette (Umfang: 6.600 €) oder auf den Ersatz eines
defekten Zaunes an der Sportanlage West zu verzichten (Umfang der
Maßnahme: 20.000 €) bis zu der Forderung, die Stadt möge
künftig Feuerwehrautos nicht mehr kaufen, sondern leasen. Doch
defekte
Straßen und Sicherungsanlagen MÜSSEN über kurz oder
lang saniert werden - da ist nichts zu sparen! Auch den Beweis, dass
geleaste Fahrzeuge am Ende billiger sind als gekaufte, bleibt Pro
Coesfeld schuldig.
Etwa zwei Drittel ihrer "Sparvorschläge" (Umfang: ca.
600.000 €) beziehen sich auf investive Maßnahmen (Ausbau von
Wirtschaftswegen, Verzicht auf den Umbau des Museums, Leasing statt
Neuanschaffungen von Feuerwehrfahrzeugen. Doch diese Einsparungen
wirken sich kaum auf die städtische Ergebnisrechnung (vergleichbar
einer kaufmännischen GuV-Rechnung) aus. Für die Frage, ob
Coesfeld einen ausgeglichenen Haushalt bekommt oder weiter in Richtung
Haushaltssicherung abrutscht, sind diese Punkte völlig irrelevant!
Das Beispiel "Feuerwehrfahrzeuge" zeigt besonders deutlich, wie
unseriös Pro Coesfeld mit den Zahlen umgeht. Sie behaupten, mit
einem Verzicht könnten im Jahr 2010 satte 286.000 € eingespart
werden. Doch wie ergibt sich diese Zahl? Sind es die Abschreibungen,
die auf den aktuellen Bestand an Feuerwehrfahrzeugen anzurechnen sind?
Wurden die Leasingraten gegengerechnet, die der Leasinggeber von der
Stadt nehmen würde? (Schließlich will das Leasingunternehmen
Geld damit verdienen!) Nichts dergleichen. Pro Coesfeld fordert
lediglich, im Rahmen der Neuinvestitionen auf die Anschaffung eines
neuen Fahrzeuges zu verzichten. Die damit verbundenen Kosten
(insbesondere die jährlichen Leasingraten) werden NICHT in die
Rechnung einbezogen, obwohl sie es sind, die die künftigen
Haushalte in der städtischen Ergebnisrechnung belasten würden!
Zudem hat sich gezeigt, dass langwierige “Klein-klein-Diskussionen” um
ein paar
hundert gesparte Euro hier und ein paar tausend gesparte Euro da nicht
zielführend sind.
Unsere Stadt
muss das Übel an der Wurzel packen
und die Sach- und Personalaufwendungen gezielt und dauerhaft
herunterfahren, wenn nicht in drei Jahren der Bürger massiv zur
Kasse gebeten werden soll!
Dem für 2010 vorgelegten Haushalt fehlt dieser Sparwille. Aus
diesem Grund kann die Coesfelder FDP ihm nicht zustimmen.
Ihre
FDP-Stadtratsfraktion