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Kalksbecker Weg: Lebensmitteldiscounter statt Spielplatz? 
(September 2007)
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Nachtrag: Auf seiner Sitzung vom 20.09.2007 hat der Coesfelder Stadtrat beschlossen, derzeit keine weiteren Gespräche zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes am Kalksbecker Weg zu führen. Das Nahversorgungskonzept, so betonten CDU und SPD ausführlich, solle aber nicht augehoben werden - schließlich könne der Fall eintreten, dass sich in ein paar Jahren die Bürgermeinung geändert hat und dann ein neuer Lebensmittelmarkt befürwortet würde.

Sehr geehrte Damen und Herren,

zwei namentlich noch nicht genannte Investoren haben um die Grünfläche am Kalksbecker Weg zwischen Kirche und dem nächsten Häuserblock beworben, um dort einen Lebensmittelmarkt (Discounter bzw. Vollsortiment) zu bauen. Heute befindet sich auf der ca. 7.000 m² großen Fläche der Kinderspielplatz. Nach den bislang vorgelegten Plänen sollen auf 5.000 m² eine Markthalle und neue Parkplätze entstehen. Auf der Restfläche (hinter der neuen Markthalle in Richtung Schule) könnte ein kleinerer Spielplatz neu angelegt werden (vgl. Skizze unten).

SpielplatzIm Rahmen ihres Nahversorgungskonzeptes ist die fragliche Fläche bereits seit längerem als Standort für einen Lebensmittelmarkt vorgesehen. Die Stadt hat somit die Möglichkeit, die ihr gehörenden Flächen an einen Interessenten zu verkaufen und auf diesem Wege einen nicht unerheblichen Verkaufspreis zu erzielen.

Andererseits muss die Kommunalpolitik die folgenden Konsequenzen abwägen:
  • Mit dem Bau eines Marktes geht eine wertvolle Grünfläche verloren. Zum einen wird sie heute als (gut besuchter!) Kinderspielplatz genutzt, anderen Anwohnern dient sie als Treffpunkt und der Erholung.
  • Der neue Lebensmittelmarkt benötigt neue Parkplätze - die bislang vorgelegte Planskizze sieht insgesamt ca. 120 Parkplätze vor (vgl. Skizze). Entsprechend wird die Verkehrsbelastung im und um den Kalksbecker Weg  - in direkter Nähe zu Kindergarten, Schule und Pfarrheim! - entsprechend steigen.
  • Über den breit ausgebauten Druffels Weg besteht eine gut erreichbare Straßenverbindung zur Daruper Straße und zur Dülmener Straße. Schnell könnte auch hier weitere Kundschaft aus anderen Stadtteilen angezogen werden.
Durch die ortsansässige Firma Bonekamp ist die Nahversorgung mit Lebensmittel bereits jetzt sichergestellt. Weitere Einkaufsmöglichkeiten (insbesondere der Real-Markt) befinden sich in gut erreichbarer Nähe.

Die FDP ist der Ansicht, dass die Ansiedlung eines weiteren großen Lebensmittelmarktes am Kalksbecker Weg nicht erforderlich ist. Die schöne Grünfläche und der in ihr beheimatete Spielplatz, die sich im Eigentum der Stadt befinden,  müssen auf jeden Fall für die Bürger erhalten werden.

Der Ausschuss für Umwelt, Planen und Bauen beschloss auf seiner letzten Sitzung am 05.09.2007, zunächst eine Bürgerversammlung zu dem Thema durchzuführen. Erst nachdem die Bürger gehört wurden, soll über weitere Planungsschritte und
Verkaufsverhandlungen beraten werden. (Die Zeitung berichtete bereits ausführlich. Sobald der Termin feststeht, werden wir ihn auch auf unserer Internetseite bekanntgeben).
 
Ihre FDP-Fraktion im Coesfelder Stadtrat

Ist das Nahversorgungskonzept gescheitert?

Der städteplanerische Hintergrund für die Neuansiedlung eines Lebensmittelmarktes am Standort Kalksbecker Weg ist das Einzelhandelskonzept der Stadt Coesfeld. Demnach ist die wohnungsnahe Grundversorgung ein wichtiges Ziel der Stadtentwicklung. Konkret heißt das: Die Menschen in den einzelnen Wohngebieten sollen die Möglichkeit haben, die Güter des täglichen Bedarfes (insbesondere Lebensmittel) in ihrer direkten Umgebung einzukaufen.

Vor Jahrzehnten gab nahezu überall kleine Geschäfte (sogenannte “Tante-Emma-Läden”), die Güter des täglichen Bedarfs anboten. Vielfach war es so, dass der Inhaber persönlich hinter dem Tresen stand und die Waren an seine (persönlich bekannten) Kunden herausgab - und wer sein Geld vergessen hatte oder gerade mal “klamm bei Kasse” war, konnte auch anschreiben lassen.

Doch die Einkaufsgewohnheiten änderten sich. Immer mehr Menschen bevorzugten Einkaufsmärkte mit Selbstbedienung, wo es eine größere Güterauswahl zu günstigeren Preisen gab. Heute ist es gang und gebe, sich in sein Auto zu setzen und einen Discountmarkt anzusteuern. Die Konsequenz dieser Entwicklung: Die meisten “Tante-Emma-Läden” waren nicht mehr konkurrenzfähig und mussten schließen.

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und um den Anwohnern ortsnahe Einkaufsmöglichkeiten zu erhalten, beschloss der Rat vor etwa fünfzehn Jahren das Einzelhandelskonzept und das in ihm enthaltene Konzept zur Nahversorgung.

Doch das gut gemeinte Konzept bewirkte - wie so häufig, wenn Politiker die Geschicke der Menschen lenken wollen - das genaue Gegenteil. Denn mit dem Konzept entstanden keine neuen “Tante-Emma-Läden”, und erst recht wurden keine alteingesessenen kleinen Geschäfte wiederbelebt. Statt dessen ließen sich große Lebensmittelfilialen und Discountmärkte nieder und machten den letzten verbliebenen Kleingeschäften den Garaus.

Wie fragwürdig dieses Konzept ist, zeigt das “Nahversorgungszentrum” an der Borkener Straße. Dort haben wir seit wenigen Jahren einen großen Edeka-Markt neben einem großen Aldi. Wie sich auf dem großen Parkplatz gut beobachten lässt, wird es von den Kunden gut angenommen - aber nicht als Anwohner-Nahversorgungszentrum, sondern als verkehrsgünstig gelegene Einkaufsmöglichkeit für das gesamte Stadtgebiet!

Am Kalksbecker Weg ist die Nahversorgung gewährleistet. Ein neuer Großmarkt würde lediglich dafür sorgen, dass mehr auswärtige Kunden in den Kalksbecker Weg fahren - und gleichzeitig stünde der alteingesessene Einzelhändler Bonekamp buchstäblich “mit dem Rücken zur Wand”.



Eine erste Skizze für einen Lebensmittelmarkt am Kalksbecker Weg (vorgelegt auf der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planen und Bauen am 05.09.2007)
Kalksbecker Weg