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Zukunftskonzepte für das Kalksandsteinwerk 
(April 2006, ergänzt Mai 2006)
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie der Presse entnehmen konnten, gibt es unterschiedliche Überlegungen zur zukünftigen Nutzung des ehemaligen Kalksandsteinwerks (im Volksmund: "Kalki"). Dabei prallen Vorstellungen des Umweltschutzes und der wirtschaftlichen Nutzung aufeinander:
  • Einerseits hat die Firma Haniel Verwaltungsgesellschaft mbH einen Plan vorgestellt, um am "Kalki" einen Badesee mit Strandbereichen sowie eine Ferienhaus- und Campinganlage zu erstellen. (Zur Vorstellung des Projektes: Bitte hier "klicken").
  • Andererseits verweisen Umweltschützer (insbesondere der NABU Coesfeld) auf die Lage dieses Gebietes inmitten ausgedehnter Naturschutz- und Landschaftsschutzflächen und befürchten starke Beeinträchtigungen, da mit wesentlich höheren Besucherzahlen zu rechnen sei. (Zur Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes im Bereich "Kalki" / Hohenvenn: NABU-Coesfeld, dort speziell die Rubrik "Aktuell")


Bau- und Planungsausschuss berät: Mehrheit ist für "abgespeckten" Freizeitpark

Am Mittwoch, den 10.05.2006 stand das Thema auf der Tagesordnung des Ausschusses für Umwelt, Planen und Bauen. Zur Abstimmung stand, ob das Projekt der Firma Haniel zur Umnutzung des ehemaligen Kalksandsteinwerks in die Prioritätenliste des Fachbereichs Planung, Bauordnung und Verkehr aufgenommen wird. CDU und SPD setzten sich dafür ein, dass nur eine abgespeckte Version eines Freizeitgeländes verwirklicht wird. Die "große Lösung", so wie sie die Grundstückseigentümer und Planer verwirklichen möchte, lehnen sie aufgrund der zu starken Beeinträchtigung der Umwelt ab. Entsprechend beschloss auch der Ausschuss.



Bezirksregierung Münster: Projekt grundsätzlich nicht genehigungsfähig?

Pro Coesfeld und die Grünen lehnen das Projekt rundum ab. Sie verwiesen auf eine Stellungnahme aus der Bezirksregierung Münster vom 17.02.2006, die einer Freizeitnutzung keinerlei Genehmigungschancen einräumt. In dieser Stellungnahme heißt es:
  • "Im gültigen Regionalplan, Teilabschnitt Münsterland ist der Standort des geplanten Freizeitparks als Bereich zum Schutz der Landschaft, als Bereich zum Schutz der Gewässer, als Waldbereich und als allg. Freiraum- und Agrarbereich, angrenzend als Bereich zum Schutz der Natur (FFH-Gebiet!) dargestellt. Diese Ziele stehen deutlich der geplanten Projektkonzeption entgegen. ... Für die derzeitige Projektkonzeption ist die Einleitung eines Änderungsverfahrens des Regionalplans nach § 20 LPIG nicht möglich. Gegen das geplante Projekt werden erhebliche landesplanerische Bedenken vorgebracht." (Schreiben der Bezirksregierung Münster vom 17.02.2006; Die Hervorhebungen in Fettschrift entsprechen dem Original)
Der FDP-Vertreter gab zu bedenken, das Projekt angesichts dieser klaren und unmissverständlichen Stellungnahme nicht weiter zu  verfolgen. Da es offenkundig chancenlos ist, käme jede weitere Beschäftigung unserer Stadtverwaltung (Arbeitskraft u.a. Planungskosten) mit diesem Thema einer Verschwendung städtischer Mittel gleich.

Am 18. Mai hat sich er Stadtrat mit dem Thema befasst (vgl. Jüngste Ratsentscheidung zum "Kalki").

Sollte das Projekt seitens der städtischen Gremien befürwortet werden, begänne die eigentliche Arbeit: Vor der Realisierung des Planes müsste der Landschaftsplan geändert werden bwz. das Projekt müsste von den entsprechenden Vorschriften befreit werden. Da verschiedene seltene Tierarten in dem Gebiet nachgewiesen sind, müsste eine detaillierte Erhebung der geschützten Arten erfolgen. Außerdem müsste untersucht werden, ob durch ein geeignetes Biotopmanagement nachteilige Auswirkungen au die vorhandenen geschützten Arten vermieden werden können.



Nachbarn sammeln Unterschriften gegen die Freizeitanlage (Mai 2006)

Zwischenzeitig sind die Nachbarn des ehemaligen Kalksandsteinwerkes aktiv geworden. Mit Datum vom 06. Mai reichten sie eine Liste mit 272 Unterschriften ein, die sich gegen eine Freizeitanlage richtet - eine beachtliche Anzahl an Unterschriften, wenn man die geringe Bevölkerungsdichte in Stevede und Umgebung bedenkt!

"Wir sind eine Gruppe Coesfelder Bürger, die nicht tatenlos  zusehen kann, wie in der Coesfelder Heide die Natur zerstört werden soll," so leiten sie ihr Begleitschreiben ein. Eine Landschaft mit vielen Rückzugsgebieten für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten würde auseinandergerissen und wahrscheinlich zerstört, so ihre Befürchtung. Sie verweisen auf das Kasernengelände und den dort angrenzenden Baggersee und geben zu bedenken, dass sich auch dort Gedanken um eine zukunftsfähige Weiternutzung des Geländes gemacht werden müssen. "Sollte am 'Kalki' die geplante Anlage entstehen, wer sollte sich dann noch als Investor für das Kasernengelände interessieren?" so fragen sie und kommen zu dem Schluss: "Noch eine Freizeitanlage? Wohl nicht denkbar!"



Die Haltung der FDP ...

... ist zu dieser Frage noch nicht abschließend gefunden.

Bei der politischen Bewertung dieses Vorhabens sieht sich die FDP vor einer besonders schwierigen Entscheidung. Primär müssen hier zwei Güter gegeneinander abgewogen werden:
  • Da ist zum einen das Geschäftsinteresse des Investors. Er möchte in reizvoller landschaftlicher Umgebung Ferienhäuser, Campingplätze, Sportanlagen und einen Badestrand errichten. 
  • Auf der anderen Seite steht das allgemeine Interesse an Landschafts-, Natur- und Artenschutz. Die geplante Anlage läge inmitten ausgedehnter Landschafts- und Naturschutzgebiete und könnte u.a eine Reihe seltener und sehr empfindlich reagierender Vogelarten bedrohen.

Als Liberale befürworten wir jede private Initiative, die bestehende Chancen nutzt und neue Angebote schafft. Insofern begrüßen wir das Engagement des Investors. Jede vernünftige Nutzung des “Kalki” nutzt am Ende auch unserer Stadt und ihren Bürgern.

Aber andererseits ist Natur- und Artenschutz kein Gut, das allein dem Markt überlassen werden kann. Schnell erzeugt ein Projekt an der falschen Stelle Schäden, die womöglich nicht wieder reparabel sind! Folglich hier die Politik die Aufgabe, regelnd einzugreifen. Zudem muss noch bedacht werden, dass durch eine Freizeitanlage am "Kalki" nicht andere Entwicklungsmöglichkeiten - etwa um das Kasernengelände - nicht verbaut werden.

Bei dieser Abwägung geht es also nicht um “richtig” oder “falsch”, sondern um eine schwierige Interessenabwägung - keine leichte Aufgabe für unsere Ratsmitglieder Sybille Schall und Wolfgang Kraska.

Angesichts der oben zitierten Stellungnahme der Bezirksregierung Münster (vgl. oben) bezog der FDP-Vertreter auf der Sitzung des Ausschuses für Umwelt, Planen und Bauen vom 10.05.2006 folgende Position:  Da nach der vorliegenden Stellungnahme das Projekt offenkundig chancenlos ist, sollte die Stadt die weitere Beschäftigung mit dem Thema einstellen. Jede weitere Verwendung von Arbeitskraft u.a. Planungskosten käme unter diesen Bedingungen einer Verschwendung städtischer Mittel gleich.



Ihre FDP-Fraktion im Coesfelder Stadtrat