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"Kalki": Das Investorenprojekt 
(April 2006)
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

der folgende Text einschließlich des Bildes beschreibt das Projekt der Haniel Verwaltungsgesellschaft mbH.  Das Material wurde uns dankenswerterweise vom Investor zur Verfügung gestellt.

Gestaltungsplanung Naturbadesee Coesfeld

Naturbadesee "Kalki"

Im Südwesten der Stadt Coesfeld befindet sich am westlichen Rand des Hünsberges eine bis zum Ende der 90er Jahre genutzte Kalksandsteinproduktionsanlage. Im Zuge der Rohstoffgewinnung ist hier eine ca. 14 ha große Nassentsandung entstanden. Ende 2004 hat die Firma Haniel Verwaltungsgesellschaft mbH erste Überlegungen zur Umnutzung des Betriebsgeländes aufgenommen. Diese Nutzungsüberlegungen haben sich konkretisiert und wurden im weiteren Verlauf von der Verwaltung der Stadt Coesfeld als Projektidee aufgegriffen. Zur Nachnutzung des ehemaligen Kalksandsteinwerkes ist die Gestaltung des Abbaugewässers als Badesee mit umgebenden Strandbereichen sowie die Anlage von Ferienwohn- und Campingplatzeinheiten vorgesehen.

Neben der Errichtung der Ferienwohn- und Campingplatzeinheiten sowie der Ausgestaltung des Badegewässers und der Strandbereiche sieht das Planungskonzept die Anlage weiterer Freizeitinfrastrukturen vor. Hierzu zählen
  1. die Errichtung eines Restaurationsbetriebes in Kombination mit einem Kiosk zur Versorgung mit den wichtigsten Versorgungsgütern,
  2. die Anlage von verschiedenen Sportplätzen und Beachvolleyballfeldern,
  3. die Anlage von Bootsanlegern und Badestegen,
  4. die Einrichtung eines Fahrradverleihs und gegebenenfalls
  5. die Errichtung einer Tauchstation.
Der vorgesehene Standort bietet nicht nur wegen der gegebenen Anbindung an das übergeordnete Straßennetz (über die K 54, die L 581 und die B 528 an die Bundesautobahn 31) gute infrastrukturelle Voraussetzungen. Hinzu kommt die Möglichkeit, die aufgrund des vormaligen Produktionsstandortes bestehenden Anlagen zur Stromversorgung sowie der leistungsfähigen Abwasserentsorgung vor Ort zu nutzen.

Das Planungsgebiet liegt zu einem großen Teil innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Hünsberg - Monenberg“. Darüber hinaus befinden sich weitere Schutzgebiete im näheren Umfeld der geplanten Ferienanlage. Zu diesen zählen das Naturschutzgebiet „Heidesee“, die als Naturschutzgebiet ausgewiesene und der europäischen Schutzkategorie angehörende „Fürstenkuhle im Weißen Venn“ (FFH-Gebiet) sowie das Naturschutzgebiet „Kuhlenvenn“. Insbesondere letztgenanntem ist aufgrund der Vielzahl der dort vorkommenden Vogelarten und der Nähe zu der vorgesehenen Freizeitanlage eine besondere Bedeutung beizumessen.

Aufgrund der Existenz der verschiedenen Schutzgebiete sowie der Geschlossenheit der an das Abgrabungsgewässer grenzenden Waldbereiche wurde innerhalb des bisherigen Planungsprozesses ein besonderer Schwerpunkt auf die Vermeidung und Verminderung potenzieller Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft gelegt.
Zu dem hohen Vermeidungspotenzial tragen unter anderem
  1. der Verzicht auf die Überplanung des gesamten südlich des Gewässers liegenden geschlossenen Waldbereichs sowie des dort befindlichen geschützten Landschaftsbestandteils,
  2. die starke Verringerung der Inanspruchnahme des Waldbereichs östlich des Gewässers durch die Verlagerung der dort vorgesehenen Ferienwohneinheiten sowie
  3. die Nachnutzung der ehemaligen, von den abgängigen Industrieanlagen bestandenen Grundstücksfläche und deren Umgestaltung als Ferienwohn- und Campingplatzanlage zur Vermeidung einer weiteren Flächeninanspruchnahme bei.
Um weitergehende Informationen über den Artenbestand im Planungsgebiet sowie in den benachbart gelegenen Schutzgebieten zu erhalten, ist innerhalb des weiteren Planungsprozesses eine detaillierte Erhebung und Analyse des Artenbestandes (z.B. Pflanzenbestände, Vogel- und Amphibienarten) erforderlich. Diese Erfassungen dienen unter anderem der Prüfung des Vorhandenseins bzw. des Ausbleibens der in der Vergangenheit am Abgrabungsgewässer nachgewiesenen geschützten Arten wie der Uferschwalbe, dem Flussregenpfeiffer und dem Eisvogel.

Um im weiteren Planungsverlauf eine qualifizierte Einschätzung des Projektes für eine politische und öffentliche Diskussion zu ermöglichen, wurden unter anderem folgende Voruntersuchungen durchgeführt:
  • Verfeinerung des Planungskonzeptes mit Reduzierung des Konfliktpotenzials,
  • Tragfähigkeits- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchung,
  • Voreinschätzung der ökologischen Auswirkungen und Bewertung der Konfliktsituation Landschaft und Erholung sowie
  • Voreinschätzung durch die Landesplanung.
Zusätzlich zu den genannten Voruntersuchungen wurde im vergangenen Jahr eine erste Badegewässeranalyse vorgenommen. Diese hat zum Ergebnis, dass das Gewässer hinsichtlich der untersuchten bakteriologischen und chemischen Parameter gemäß der europäischen Richtlinie über die Qualität von Badegewässern sowie der Badegewässerverordnung Nordrhein-Westfalens nicht zu beanstanden ist.

Im Rahmen der im Januar 2005 von der IFT Freizeit- und Tourismusberatung GmbH (Köln) erstellten Machbarkeitsstudie wurden vier Planungsvarianten in Bezug auf das prognostizierte Nachfragepotenzial und unter Beachtung der Kosten-Nutzen-Relation begutachtet. Bei den Planungsvarianten handelt es sich um
  1. Variante 1: Ferienpark mit 200 bis 250 Ferienhäusern,
  2. Variante 2: Ferienpark mit 130 Ferienhäusern und 190 Campingplatz-Stellplätzen,
  3. Variante 3: hochwertiger Campingplatz (5 Sterne) mit 450 Stellplätzen und
  4. Variante 4: Wochenendhausgebiet ohne weitere touristische Infrastruktur.
Gemäß dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie sind die Variante 2 (Ferienpark mit 130 Ferienhäusern und 190 Campingplatz-Stellplätzen) und die Variante 3 (hochwertiger Campingplatz (5 Sterne) mit 450 Stellplätzen) aus Sicht der Nachfrage und der Wirtschaftlichkeit am Besten realisierbar. Um ein Freizeitangebot für verschiedene Personen- und Altersgruppen anzubieten, basiert das derzeitige, vom Planungsbüro Drecker (Bottrop) ausgearbeitete Planungskonzept im Wesentlichen auf der Variante 2.

Als besonderes Merkmal der Ferienanlage ist die Konzeption eines Qualitäts- bzw. Komfortcampingplatzes vorgesehen. Dieser zeichnet sich unter anderem aus durch
  • eine hohe Qualität der Sanitäranlagen,
  • großzügig bemessene Stellplätze für die Zelte,Wohnwagen und Reisemobile,
  • eine umweltverträgliche Gestaltung und Nutzung des Campingplatzes (z.B. Verwendung alternativer Energien sowie Regen- und Brauchwassernutzung),
  • verschiedene Angebote für Gäste ohne Campingausrüstung (z.B. Mobilheime, Mietcaravans bzw. Mietzelte) sowie
  • die Möglichkeit der Nutzung eines Ganzjahrescampingplatzes.

Der von den geschlossenen Waldbeständen umgebene südliche Gewässerabschnitt mit einer Größe von ca. 3,5 ha wird der natürlichen Entwicklung überlassen und dient gleichzeitig der Regeneration des Wassers. Um die Störeinflüsse auf diesen Naturschutzbereich des Gewässers so gering wie möglich zu halten, wird dieser durch das Einbringen von einer breiten Kette aus schwimmenden Inseln abgetrennt.

Aufgrund des Vorhandenseins der oben genannten Schutzgebiete und der Nähe des Naturschutzgebietes „Kuhlenvenn“ zu der geplanten Freizeitanlage ist es erforderlich, im weiteren Planungsprozess die zusätzlichen Freizeitnutzungen mit den Schutzzielen der Schutzgebiete in Einklang zu bringen. Störungen der Schutzgebiete und insbesondere der verschiedenen Vogelarten sind weniger durch die Nutzung des Badegewässers und die Freizeitanlage an sich als durch Erholungssuchende zu erwarten, die von den Wegetrassen abweichen bzw. ihre Hunde unangeleint im Umfeld des Schutzgebietes laufen lassen.

Zur Vermeidung dieser Störungen kommt der passiven und aktiven Besucherlenkung eine entscheidende Bedeutung zu. Verschiedene Beispiele der Kooperation zwischen dem Naturschutz und der Erholungsnutzung verdeutlichen, dass nicht Verbote, sondern Angebote für Erholungssuchende das Betreten empfindlicher Landschaftsbestandteile verhindern können. So werden beispielhaft im Bereich des Steinhuder Meeres, des Zachariassees in Lippstadt-Lipperode und auch bei den Silberseen in Haltern verschiedene Besucherlenkungsmaßnahmen eingesetzt, um ein Zusammenspiel des Naturschutzes und der Erholungsnutzung zu fördern.

Im Umfeld des Naturschutzgebietes „Kuhlenvenn“ können verschiedene Möglichkeiten der passiven Besucherlenkung angewendet werden. Hierzu zählt gegebenenfalls das Schließen des unbefestigten Weges südlich des Gewässers im Naturschutzgebiet. Die Zugänge im Westen und im Bereich der Aussichtskanzel könnten in diesem Falle mit einer dichten Heckenpflanzung (z.B. aus dornigen Gehölzen) geschlossen werden ohne den Zugang zum Aussichtsturm zu verschließen. Falls kein ganzjähriges Schließen der Zuwegung gewünscht ist, könnte ein in die Heckenpflanzung integriertes Tor für die Umsetzung eines saisonalen Betretungsverbotes (z.B. während der Rast- und Brutzeiten) sorgen. Im Weiteren besteht die Möglichkeit, den unbefestigten Weg durch einen Bohlenweg – wie in verschiedenen Schutzgebieten (z.B. Nationalpark Harz, Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch) bereits erfolgt – zu ersetzen. Als weitere psychologische Barriere können niedrige Holzplanken bzw. Rundhölzer entlang des Weges, eine gezielte Abpflanzung bestimmter Bereiche oder eine Abzäunung aus Rundhölzern vorgenommen werden.

Unterstützend können ein Informationsbereich in der Freizeitanlage zur Information über das schützenswerte Umfeld eingerichtet sowie Rad- und Wanderrouten mit Aussparung der besonders schützenswerten Bereiche entwickelt wirken.

Neben diesen Maßnahmen ist die Durchführung von aktiven Besucherlenkungsmaßnahmen wie Exkursionen und Führungen zu empfehlen. Diese sind in der Regel personalintensiv, stellen jedoch eine sehr wirksame Methode der Besucherlenkung dar.

Der Naturbadesee Coesfeld und die dazugehörige Infrastruktur
  1. führen zu einer geordneten, dauerhaften Badenutzung des Gewässers und der umgebenden Uferbereiche,
  2. stehen gleichermaßen Feriengästen und Tagesbesuchern als Badegewässer zur Verfügung,
  3. ergänzen das städtische Badeangebot und stellen somit keine Konkurrenz zu den städtischen Badeanstalten dar,
  4. führen zu einer attraktiven Erweiterung der Freizeit- und Tourismusangebote (z.B. Golfplatz, Reistsportzentrum, Freilichtbühne, Wasserschlösser des Münsterlandes, Restaurantbetriebe sowie Rad-, Wander- und Reitwege) in Coesfeld,
  5. bieten aufgrund der Lage und Ausstattung einen hohen natürlichen Freizeit- und Erholungswert.


 

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